Was ist der Ausgangspunkt, an dem AURELIUS Unternehmen übernimmt und Change Prozesse anstößt?
Die Ausgangssituation kann sehr unterschiedlich sein. Bei einem Carve-out, das heißt, das Herauslösen einer Unternehmenseinheit aus einer größeren Gruppe, müssen wir oft sehr viele operative Maßnahmen zeitnah umsetzen: Im Extremfall übernehmen wir einen Bereich eines Unternehmens ohne eigene Strukturen, eigene Marke und Zukunftsstrategie. Hier besteht die Einheit zum Zeitpunkt der Akquisition nur aus Menschen und Maschinen. Die Firma muss neu aufgebaut und entwickelt werden. Manchmal ist die Ausgangssituation des Unternehmens so prekär, dass ein schneller Wandel unabdingbar ist, damit die Firma nicht zerbricht.
Kannst du von einem Beispiel erzählen, wo ein Change Prozess besonders gut gelaufen ist?
Wir haben eine Beteiligung in Deutschland gekauft, die wir aus einer größeren Gruppe herauslösen mussten. Die Firma war zuvor eine Business Unit, die keine eigene Marke, ein unvollständiges Management und keine Vision für die Zukunft aufwies. Irgendwann waren die Zahlen und die Marktaussichten so schlecht, dass der Entschluss des Verkäufers diese Einheit zu verkaufen, fast zu spät kam.
Nach der Akquisition haben wir einen sehr krassen Wandel angestoßen. Wir erarbeiteten eine Zukunftsvision für die nächsten Jahre und investierten massiv in Forschung und die Entwicklung neuer Produkte. Gemeinsam mit den Mitarbeitern haben wir eine neue Marke kreiert und aufgebaut. Darüber hinaus mussten wir auch harte Entscheidungen und Veränderungen durchsetzen. Wir verschlankten den organisatorischen Overhead und legten Produktionsstrukturen zusammen, um zwei Werke in eins zu integrieren. Die Mitarbeiter haben trotz dieser schwierigen Phase mit uns am gleichen Strang gezogen, weil sie das Gefühl hatten, dass wir uns als Eigentümer um die Firma nachhaltig kümmern. Nach sieben Jahren konnten wir die nun sehr stabile und wachsende Firma erfolgreich veräußern. Die damals entstandene Firma namens Secop ist heute ein Markt- und Technologieführer in ihrem Segment.
Warum hat der Wandel bei Secop so gut geklappt?
Die wesentlichen Erfolgsfaktoren stellten die Entwicklung einer Vision und eine einheitliche Kommunikation gegenüber den Mitarbeitern dar. Es hat sich keiner zurückgelassen gefühlt und die Mitarbeiter haben sehr motiviert mitgezogen, auch über das normalen Arbeitsmaß hinaus.
Erzählst du bitte auch einmal von einem Fall, der schlecht gelaufen ist? Was lief hier anders?
Wir haben in ein Unternehmen investiert, wo wir unsere geplante Strategie nicht umsetzen konnten. Zum einen hat das Marktumfeld komplett gedreht, zum anderen hat die Firma intern anders agiert, als wir uns das vorgestellt haben. Zwei Gründe dafür waren die operativen Herausforderungen und das Versäumnis, die Mitarbeitern in dieser schwierigen Ausgangssituation von unserer Vision zu überzeugen. Auch haben wir es nicht geschafft, mit den Menschen so zu kommunizieren, dass unsere Vorschläge verstanden wurden. Sprachbarrieren und Missverständnisse führten oft zu Blockaden bei der gemeinsamen Zusammenarbeit. Wenn unser Einstieg nicht als Chance, sondern eher als Risiko wahrgenommen wird und sich auch noch der Markt grundlegend anders entwickelt als erwartet, dann ist man schnell in einer schwierigen Situation, in der Change Prozesse nur schlecht greifen.
Gibt es zu den Faktoren, die unser Change Game nennt, noch weitere Aspekte, die du wichtig findest?
Für erfolgreichen und vor allem nachhaltigen Wandel müssen auch die Marktsituation und das Wettbewerbsumfeld passen. Wenn man marktseitig nur Gegenwind bekommt und ständig damit beschäftigt ist, aus der Negativspirale auszubrechen, bleibt wenig Zeit und Energie für das neue Ziel. Eine gewisse Stabilität auf Marktebene ist als Nährboden für gelungenen Wandel unabdingbar.
Vielen Dank für das Interview, Stephan!
Über Stephan Mayerhausen
Stephan Mayerhausen ist Investment Manager bei AURELIUS und im Bereich M&A tätig. AURELIUS hat einen langfristigen Investmenthorizont und ist auf die Übernahme von Unternehmen mit Entwicklungs- und Wachstumspotenzial durch operative Begleitung spezialisiert. Die von AURELIUS erworbenen Unternehmen haben unterschiedliche operative und finanzielle Unternehmensprofile – von Sondersituationen bis hin zu klassichen Buy-outs.
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