Wer Veränderungen mitgestalten soll, muss verstehen, was die neuen Aufgaben verlagen. Und können, was zur Umsetzung erforderlich ist.
1. Warum sind Fähigkeit und Verständnis der Mitarbeiter für erfolgreichen Wandel so wichtig?
2. Welche unterschiedlichen Kompetenzen gibt es?
3. Wie können Unternehmen es ihren Mitarbeitern ermöglichen, die notwendigen Kompetenzen zu erlangen?
1. Warum sind Fähigkeit und Verständnis der Mitarbeiter für erfolgreichen Wandel so wichtig?
Wenn sich ein Unternehmen wandelt, wandeln sich auch die Aufgaben für Mitarbeiter. Falls die aktuellen Mitarbeiter jedoch gar nicht die erforderlichen Kompetenzen für die neue Aufgaben besitzen, werden die veränderten Tätigkeiten erstens schlecht und zweitens ohne Motivation ausgeübt. Das kann die angestrebten Effekte der Umstellung zunichtemachen. So ist es die Verantwortung des Change Managers, sich einen Überblick über die neu benötigten Fähigkeiten zu verschaffen und diese mit den vorhandenen Kompetenzen der Mitarbeiter abzugleichen.
Doch egal, ob ein Mitarbeiter die erforderlichen Fähigkeiten schon besitzt oder erst noch entwickeln muss, ist ein Verständnis für die neuen Aufgaben die Grundvoraussetzung. Dieses Verständnis muss in zweierlei Hinsicht gegeben sein: Erstens wird der Mitarbeiter seine Aufgaben nicht erledigen können, wenn er nicht ganz praktisch versteht, was er tun soll. Zweitens muss der Mitarbeiter verstehen, warum seine Aufgabe wichtig für das Unternehmen ist. Denn erst durch die Einbettung des eigenen Tuns in ein großes Ganzes erfährt der Mitarbeiter die Sinnhaftigkeit seiner Aufgaben.
2. Welche unterschiedlichen Kompetenzen gibt es?
Die Unternehmensberatung McKinsey und das Sozialunternehmernetzwerk Ashoka skizzieren in ihrer Studie „The Skilling Challenge“ unterschiedliche Arten von Kompetenzen, bei deren Entwicklung Unternehmen ihre Mitarbeiter unterstützen sollten:
1. Fachkompetenzen:
Egal, ob sich das heutige Aufgabenprofil nur verändert oder gleich komplett wegfällt: Die Grundlage für eine dauerhafte Weiterbeschäftigung ist der Aufbau der jeweils erforderlichen Fachkompetenz. Ein Beispiel aus der Buchhaltung veranschaulicht das: Künstliche Intelligenz automatisiert die Standardbuchungen zunehmend. In der Otto-Gruppe werden die Mitarbeiter nun geschult, vor allem die komplizierten Fälle zu verarbeiten.
2. Digitalkompetenz:
Hier ist nicht nur die souveräne Anwendung von digitalen Tools gemeint. Wichtig ist auch, dass ein ausreichend großer Anteil der Belegschaft ein grundlegendes technisches Verständnis besitzt, um die Auswirkungen auf das eigene Geschäftsmodell abschätzen und neue Geschäftsmodelle identifizieren zu können.
3. „Human Skills“:
McKinsey und Ashoka schätzen, dass es trotz aller Fortschritte in der Digitalisierung und der Automatisierung in den nächsten Jahrzehnten weiterhin Fähigkeiten gibt, bei denen der Mensch der Maschine überlegen bleibt: Kreativität und Innovation, kritisches Denken, die Lösung komplexer Probleme, Empathie und Management. Mitarbeiter, die sich durch diese Fähigkeiten auszeichnen, werden wertvoll für Unternehmen bleiben.
4. Selbstlernkompetenz:
Von oben verordnete Weiterbildung funktioniert in einer sich rasant ändernden Welt immer weniger. Am besten erkennen Mitarbeiter selbst, welche Kompetenzen sie zusätzlich aufbauen müssen und handeln auch danach.
3. Wie können Unternehmen ihren Mitarbeitern ermöglichen, die notwendigen Kompetenzen zu erlernen?
Einfach die Mitarbeiter auszutauschen ist weder betriebswirtschaftlich sinnvoll, noch menschlich wünschenswert. Oft gibt der Arbeitsmarkt für die veränderten Jobprofile auch kaum geeignete Bewerber her. Daraus folgt die Notwendigkeit für Unternehmen, ihren Mitarbeitern zu ermöglichen, die notwendigen Kompetenzen zu erlernen. Unternehmen nutzen dafür die folgenden Bausteine:
1. Klassische Seminare, Schulungen und Coachings
2. Online-Kurse
3. Informelle Weiterbildung im Job
4. Learning Journey
1. Klassische Seminare, Schulungen und Coachings
Wenn im Unternehmen ein Kompetenzdefizit entdeckt wird, dann ist der klassische Weg der zum nächsten Seminar- oder Schulungsanbieter. Oder das Unternehmen holt sich gleich einen Spezialisten ins Haus, der die anfallenden Aufgaben übernimmt und die Mitarbeiter der Abteilung coacht, so dass sie die Tätigkeit nach einer Übergangsphase alleine übernehmen können. Es gibt eine Vielzahl von Anbietern unterschiedlicher Größe: Der Marktführer in Deutschland ist wohl die HAUFE AKADEMIE. Daneben gibt es branchenspezifische Anbieter wie zum Beispiel die Akademie der deutschen Medien, das umfangreiche Kursangebot der IHK und unzählige kleine Anbieter. Sind die finanziellen Mittel stark begrenzt, können Volkshochschulkurse eine reizvolle Alternative darstellen. Die Qualität des Angebots und auch die Anzahl der Volkshochschulkurse schwanken regional allerdings deutlich.
Vorteile: Eine effiziente Lösung, um schnell in einem Thema Wissensdefizite aufzuholen.
Nachteile: Das Ausgangswissen, mit dem die Teilnehmer in den jeweiligen Kurs starten, unterscheidet sich häufig deutlich, sodass nur selten alle gleichermaßen profitieren können. Nicht geeignet für Themen, in denen das Unternehmen und die Mitarbeiter selbst an der Spitze der Innovation stehen.
2. Online-Kurse
Der Siegeszug des Digitalen hat auch die Weiterbildung erfasst. Insbesondere die beiden großen Lernplattformen Udemy und Udacity sind in Deutschland auf dem Vormarsch und bieten eine große Auswahl an Kursen mit exzellenten Experten an. Da ein Kurs nur einmal produziert werden muss und dann pro zusätzlichem Kurs-Teilnehmer keine Kosten entstehen, sind Online-Kurse verhältnismäßig günstig. Das haben auch einige Konzerne erkannt, die ihre eigenen Online-Plattformen für berufliche Weiterbildung aufbauen. Bosch baut derzeit „Boschtube“ aus, das zu einer Art internem „Youtube“ reifen soll. Audi lässt sich von Udacity dabei unterstützen, Lern-Inhalte für Themen rund um Big Data und Künstliche Intelligenz zu erstellen.
Vorteile: Online-Kurse sind günstig und zu jeder Zeit abrufbar. Jeder kann in seinem eigenen Tempo lernen.
Nachteile: Es ist schwieriger, alleine vor dem Bildschirm als in der Gruppe zu lernen. Das ist einer der Gründe, weshalb die Abbruchquote bei Onlinekursen oft sehr hoch ist.
3. Informelle Weiterbildung im Job
Weiterbildung läuft inzwischen immer mehr informell und in Mikro-Schritten. Wenn zum Beispiel eine neue SAP-Version herauskommt, wird einfach der Kollege mit größerer Erfahrung gefragt, wie denn der fragliche Schritt nun geht. Oder die Mitarbeiter suchen selbstständig im Internet nach Tutorials und Lösungen für konkrete Fragestellungen. Inzwischen gibt es auch erste Versuche, diese Art des informellen Lernens zu institutionalisieren, zum Beispiel mit der Methode Working Out Loud (WOL). WOL ruft dazu auf, Andere an der eigenen Arbeit teilhaben zu lassen, damit alle zusammen dabei lernen und besser werden. Bei Bosch treffen sich beispielsweise Kollegen wöchentlich zu Working Out Loud-Sessions, um so ihr fachliches Netzwerk aufzubauen.
Vorteile: Sehr günstig; arbeitet immer an den konkreten Problemen der Mitarbeiter.
Nachteile: Nur mit der passenden Unternehmenskultur möglich, da Mitarbeiter das Vertrauen und den Freiraum brauchen, um eigenverantwortlich an ihren Problemen zu wachsen.
4. Learning Journey
Als Kai Diekmann, Christoph Keese und andere hochrangige Springer-Manager 2012 für ein paar Monate ins Silicon Valley zogen, um zu verstehen, wie die dortigen Digitalfirmen und Startups arbeiten, wurden sie in Deutschland anfangs belächelt. Inzwischen sind Trips hochrangiger deutscher Führungskräfte in digitale Zentren ein anerkanntes Mittel, um Impulse für die eigene digitale Transformation zu sammeln. Nicht immer geht es ins Ausland, oft öffnet auch schon der Besuch von mehreren Startups in Berlin oder deutschen Digitalfirmen wie Zalando oder XING den Führungskräften neue Perspektiven. Wer selbst nicht das Netzwerk hat, um so eine Learning Journey zu organisieren, wendet sich an spezialisierte Beratungen wie zum Beispiel Accelerate Academy oder hy.
Vorteile: Tolle Möglichkeit, um Anregungen und Ideen für die zukünftige Geschäftsentwicklung zu bekommen.
Nachteile: Sehr teuer, nur für Führungskräfte interessant; nicht jeder kann sich für die benötigte Zeit aus seinem Geschäft herausziehen
Fähigkeit / Verständnis ist ein Erfolgsfaktor für gelungenen Wandel in unserem Change Game.
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