Zugegeben, nicht alle Sportler*, die wir im September vor den Kameras hatten, waren komplett unerfahren: Wenn man Medaillen bei Nachwuchs-Welt- oder Europameisterschaften gewonnen hat, wie einige der Athletinnen**, dann hat man vielleicht schon Interviews gegeben. Aber Fragen zu Doping? Oder zu Korruption in Sportverbänden? Zu Sport-Großereignissen in Ländern, in denen schwierige politische Verhältnisse herrschen? Und hat man sich als junger Sportschütze schon öffentlich zu Waffengesetzen äußern müssen?
„Aus der Komfortzone holen“ heißt im Managersprech der Ansatz, Menschen in unangenehme Situationen zu bringen. Das tut man im Falle junger Sportler verantwortungshalber zunächst mal in einem geschützten Raum. Und freut sich dann entweder darüber, wie wunderbar ein Interviewpartner mit der Herausforderung schon umgeht. Oder darüber, dass man in unserem „Trainingslager“ Fehler sehen und gemeinsam wegarbeiten kann.
Zum zweiten Mal hat uns der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) diese Aufgabe übertragen. Das Format hatten wir 2016 für die Vorbereitung der Teilnehmerinnen an den Olympischen Jugendwinterspielen in Lillehammer entwickelt und danach sehr viel Lob und vor allem viel Dank von den Sportlern für unseren „Weltrekord im Medientraining“ erhalten.
Diesmal fand das „Media-Trainingscamp“ beim DOSB in Frankfurt/Main statt, zwei Wochen vor dem Abflug nach Buenos Aires. Als dann der Flieger abhob, hatten 65 Athleten ihre individuelle Auswertung der Kamera-Trainingssession im Smartphone oder auf dem Laptop. Doch wirklich schwierige oder kritische Fragen wird es vermutlich bei und nach diesem Highlight-Event für die jungen Sportler nicht geben. Vor allem, wenn sie so erfolgreich sind wie die Athletinnen bei den Winterspielen vor zwei Jahren, als nahezu die Hälfte der deutschen Teilnehmer mit einer Medaille nach Hause kam.
Für uns ist diese Arbeit mit den jungen Sportlerinnen kein Job wie jeder andere. Es ist begeisternd, berührend, erstaunlich, die Geschichten zu hören, die diese täglich hart trainierenden jungen Menschen aus ihrem Alltag erzählen. Zunächst einmal bei uns. Aber vielleicht ja bald auch auf Eurosport.
Wir danken allen Sportlern für Ihr Vertrauen und dem DOSB dafür, dass wir die einzelnen Athletinnen und das ganze Team ein Stück auf ihrem Weg begleiten durften.
Zum Team, das die Interviews in Frankfurt/Main und die anschließenden Auswertungen umgesetzt hat, gehörten in diesem Jahr: David Brachmann und Felix Randerath von Feda Film; Christina Beer als Aufnahmeleiterin; Tatjana Wieczorek, Jacqueline Vieth, Carsten Schröter und Thorsten Siegmund als Interviewer; Franziska Rehm, Stefan Ruzas und Martin Fiedler.
* und ** – Fragen zum Gebrauch von Geschlechterbezeichnungen in den Texten des MCL? – Hier erklären wir, wie wir damit umgehen – und warum wir einfach mixen.